Visualize the old saying „If you close the door, reality comes through the window „

Im Spiegelbild

KI als Spiegelbild für Selbstreflexion und Selbstermächtigung.

Die notwendige Auseinandersetzung mit Stereotypen und Vorurteilen in künstlicher Intelligenz wird oft unter völlig falschen Annahmen geführt. Durch die Anthropomorphisierung der KI werden die Datenmodellen fälschlich als eigenständige, schwer zu kontrollierende Wesen dargestellt, anstatt als das was sie sind, ein Spiegel unserer kollektiven Ideen, Erinnerungen, Überlegungen.
Diese unzulässige Personifizierung von KI wird von den großen Techkonzernen leidenschaftlich forciert, da sie die Notwendigkeit strikt kontrollierter Systeme unterstützt und somit eben jenen Firmen die alleinige Kontrolle über das kollektive Gedächtnis der Menschheit garantiert.
Die unheilvolle Personifizierung von KI findet aber auch in der breiten Öffentlichkeit großen Anklang. Die Erzählung einer dunklen, bösen Intelligenz ist gerade da besonders verführerisch wo sie uns einen Ausweg aus dem Dilemma bietet, uns mit unseren eigenen Vorurteilen auseinandersetzen zu müssen.

Die großen Datenmodelle, die die Grundlage von generativen Bild- und Texterstellungssystemen darstellen,sind ein Abbild all unserer Texte, Bilder, Ideen, aber auch all unserer Vorurteile, Vereinfachungen und Schwarz- bzw. Schönmalereien. Der Wunsch, diese Systeme durch Verbote und Zensur zum Besseren zu bewegen, ist ebenso zum Scheitern verurteilt, wie der Versuch einen Spiegel dazu zu bewegen uns als bessere Menschen darzustellen.

So richtig wie es ist, auf die Gefahren hinzuweisen, die bei dem Einsatz derartiger Datenbanken, beispielsweise in der Polizeiarbeit, bestehen, so wichtig ist es die Potenziale zu nutzen.

Die buchstäblichen Datenwolken erlauben, in  einer bisher ungeahnten Dichte, einen Einblick in das kollektive menschliche Bewusstsein. So wie das Individuum, um sich selbst zu befreien, sich seinen inneren Dämonen stellt, so können wir, als Gesellschaft, unsere kognitiven Zerrbilder sichtbar machen, und ihnen so ihre Macht nehmen.

Vorurteile basieren, oft entgegen ihrer Selbstwahrnehmung, nie auf Fakten, sondern auf Emotionen. Um sie sichtbar, spürbar und letztendlich widerlegbar zu machen, bedarf es daher ebenso emotionaler, kreativer Ansätze. Der Ikonographie des Bösen, des Anderen, des Fremden kann man nicht mit Fakten begegnen sondern mit Gegenbildern.

Die kritische, künstlerische Hinterfragung der Datenmodelle, die Dekonstruktion immanenter Klischees erfordert eine höchstmögliche Transparenz der verwendeten Datensätze und die ungehinderte Möglichkeit diese zu untersuchen und zu befragen.

Der Ruf nach verschärfter Kontrolle von KI Systemen unterstützt jedoch die Schaffung geschlossener Systeme in der Kontrolle weniger Firmen.

Wenn aber der unvoreingenommene, kritische Blick auf diese Abbilder unseres Wesens durch unzählige Filter und Schranken (zu unserem Besten) blockiert wird, dann werden aus den möglichen Spiegeln unserer Gesellschaft lediglich Screens, Bildschirme die uns mit ausgeklügelt emotionalen Botschaften zu immer neuen Konsum anregen.

Bildschirme haben wir mehr als genug, was die Menschheit viel dringender benötigt sind neue Spiegel.

KI bietet uns diese Möglichkeit.